Auf dem Foto ist die Straßenkreuzung Lollfuß / Flensburger Straße zu sehen. Das Gebäude mit dem Baugerüst ist die Hausnummer 102, in dem sich bis Endes des Jahres 2015 das „Restaurant Stadt Flensburg“ befand.
Das Foto wurde vom Ehepaar Butzbach aufbewahrt und zur Verfügung gestellt. Sie haben auch die Daten zur Geschichte des Hauses und seines Erbauers zusammengetragen.
Geschichte des Hauses
Das „Stadt Flensburg“ hat eine sehr lange Tradition. Bereits 1699 wurde das heute in seiner Bausubstanz noch erhaltene Gebäude errichtet. Als 1712 in Schleswig Straßennamen eingeführt wurden, erhielt das Haus die Anschrift VII. Quartier Nummer 73. Heute lautet die Adresse einfache „Lollfuß 102“.
1818 wurde das Restaurant „Stadt Flensburg“ erstmals urkundlich als Bierschänke mit Pferdestall erwähnt. Zwischenzeitlich wurde in dem Gebäude auch vorübergehend ein Kolonialwarengeschäft mit Gasthof betrieben. 1888 erhielt das Haus seinen heute noch bestehenden Namen wieder und wurde seither durchgehend als Gastwirtschaft betrieben.
Von 1928 bis 2015 war der Betrieb im Familienbesitz. Hans Harder, der Großvater der bisher letzten Wirtin Ingeborg Butzbach, hatte das Anwesen in diesem Jahr erworben. Von 1971 bis 2015 betreiben Ingeborg und Klaus Peter Butzbach das Restaurant. Küchenmeister Klaus Peter Butzbach war der fünfzehnte Inhaber des traditionsreichen Hauses. Der aus Holland stammende Christoffer Dehio war der Erbauer des Gebäudes.
Geschichte des Christoffer Dehio
Was den 1669 geborenen Mechaniker und Zimmermann im Jahr 1695 nach Schleswig geführt hat, darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise war er als Geselle auf der Wanderschaft und ist in Schleswig sesshaft geworden. Wahrscheinlich war es dann die Witwe des Fürstlichen Fischers Jacob Wiese, die Dehio noch im Jahre seines Eintreffens in Schleswig heiratete und ihn seine Wanderjahre beenden ließ. Das Ehepaar hatte sieben Kinder, welche die Frau ihm in der Zeit von 1696 – 1702 schenkte. Die Kinder wurden alle in der Michaelis-Gemeinde getauft.
Christoffer Dehio war in Schleswig zunächst als Zimmennann im Mühlenfach tätig. 1698 wurde er auf hochfürstlichen Befehl als Amtsbruder in das Schleswiger.Zimmerei-Amtsregister eingetragen. Damit kam er in den Genuss aller Amtsgerechtigkeiten seines Handwerks. Fortan verrichtete Christoffer Dehio in Schleswig Tief- und Wasserbauarbeiten. So baute er 1700 in der Michaelisstraße einen öffentlichen Brunnen. Er wirkte an der Errichtung des Hohen Tores (nicht erhalten) mit und verrichtete sein Handwerk auch beim Bau der Schiffbrücke. 1706 erbaute er in Grödersby die Mühle. Christoffer Dehio war zudem als Rottmeister Mitglied in der Lollfußer Schützengilde, für die er eine Vogelstange herstellte.
Im Jahr 1713 löste Christoffer Dehio seinen Handwerksbetrieb in Schleswig auf und folgte dem Ruf des russischen Zaren Peters des Großen nach Sankt Petersburg. Als Globusmeister betreute er den begehbaren Globus, der von A. Olearius entworfen worden war und aus dem Fürstengarten in Schleswig als Geschenk an den Zaren seinen Weg nach Sankt Petersburg fand. Der Globus steht heute noch in dieser Stadt, im Lomonossow Museum. Nach der Aera Peters des Großen verließ Christoffer Dehio Sankt Petersburg. Er beschloss seine Tage als Windmüller in Reval. Ein berühmter Nachkomme Dehios war der Kunsthistoriker Professor Georg Dehio, der 1850 in Reval geboren wurde und 1932 verstarb.
Jetzt ist das Gebäude verkauft und wird zur Zeit umgebaut. Wir sind gespannt, wie die Geschichte des Hauses weitergeht!