Wer kennt den Eiskeller im Lollfuß? Und wer hat schon mal gehört, dass dort (nach Bad Segeberg) die zweitgrößte Fledermaus-Ansammlung in Schleswig-Holstein lebt?
Im Juli 2014 lud die Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte kurzfristig ihre Mitglieder ein zu einer Besichtigung des Eiskellers im Lollfuß am Amtsgerichtspark. Der Eiskeller stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde unter anderem zur Kühlung des Bieres genutzt, das in der benachbarten Brauerei Brüning gebraut wurde. (Heute befindet sich in diesen Räumen die Jugendfeuerwehr.)
In alten Zeiten wurde im Winter Eis auf der Schlei geschlagen und in den Eiskeller gebracht. Hier herrscht konstant das ganze Jahr über eine Temperatur von 8 Grad Celsius, das Eis konnte so das ganze Jahr halten und nach und nach verbraucht werden. In Kriegszeiten dienten die bis zu 6,50 hohen Gewölbe unter anderem als Luftschutzkeller.
Heutzutage finden im Eiskeller bis zu 3000 Fledermäuse Unterschlupf, darunter seltene Arten wie die Fransenfledermaus. Damit befindet sich im Lollfuß die zweitgrößte Ansammlung an Fledermäusen in Schleswig-Holstein, größere Gruppen finden sich nur noch in Bad Segeberg am Kalkberg.
Der Zugang zum Eiskeller ist bis auf eine kleine, verriegelte Luke zugemauert, der Keller ist nicht zugänglich, und wenn die Fledermäuse im Keller sind, darf ohnehin niemand hinein. Die Fledermäuse bewohnen den Lollfußer Eiskeller in zehn Monaten des Jahres – nur im Juni und Juli sind sie nicht da. Deswegen konnte der Fledermaus-Schutzbeauftragte Volker Kubisch ausnahmsweise den Mitgliedern der Schleswiger Stadtgeschichte ermöglichen, den Eiskeller zu besichtigen. Zunächst wurden die gewaltigen Ausmaße des Eiskellers durch einen Spaziergang vom Amtsgerichtspark bis zur Schützenkoppel deutlich. Herr Kubisch informierte über die Fledermäuse und die bisher geleistete Arbeit der Naturschützer. Sodann krochen die Besucher nacheinander rückwärts durch die kleine, niedrige Luke in den Eiskeller. An einem heißen Sommertag waren die 8 Grad Celsius im Keller angenehm kühl und erfrischend. Drinnen war es komplett dunkel, sodass die Besucher auf das Licht der mitgebrachten Taschenlampen angewiesen waren. Es eröffneten sich mehrere, gewaltige Gewölbekeller, die teilweise 6,50m hoch sind. In einer kleinen Nische fanden sich sogar kleine Stalagmiten, die sich im Laufe der Jahrzehnte gebildet hatten. Alle Besucher waren sehr beeindruckt – und versuchten sich vorzustellen, wie es wohl ab August wieder im Eiskeller zugeht, wenn 3000 Fledermäuse ein und ausfliegen.